Nährstoffmängel
Wenn eine chronische Krankheit vorliegt oder unklare Symptome auftreten, für die bislang keine Ursache gefunden werden konnte, lohnt sich ein Blick auf die Nährstoffversorgung. Nährstoffe sind wichtige Bausteine und Cofaktoren in unserem komplexen Stoffwechsel – wenn sie fehlen, kann dieser folglich nicht mehr richtig ablaufen.
Auch die Schulmedizin kennt gravierende Mangelkrankheiten wie z.B. Skorbut (Vitamin C-Mangel) oder Beri-Beri (Vitamin B1-Mangel).
Doch dass auch Nährstoffmängel, die noch nicht zu einer Mangelkrankheit geführt haben, ebenfalls Beschwerden auslösen können, wird oftmals wenig Beachtung geschenkt.
Zu diesen Beschwerden können zum Beispiel gehören:
Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf
Abgeschlagenheit
Konzentrationsschwäche
Muskelschwäche
Gelenkschmerzen
innere Unruhe
depressive Verstimmungen
Infektanfälligkeit
schlechte Wundheilung
trockene Haut
brüchige Nägel
sprödes, glanzloses Haar
Haarausfall
Kopfschmerzen
Schwindel
Zahnfleischbluten
Selbstverständlich können zahlreiche Ursachen hinter diesen Beschwerden stecken und es sollte zunächst eine gründliche ärztliche Diagnostik durchgeführt werden.
Bleibt diese aber ergebnislos, lohnt sich eine fundierte Nährstoffanalyse.
Es wird gerne immer wieder behauptet, dass es in einem Land wie Deutschland keine Nährstoffmängel gäbe, wenn man sich denn ausgewogen ernährt. Nur wirklich nachgemessen wird leider viel zu selten.
Warum unsere Lebensmittel immer weniger Nährstoffe enthalten, habe ich hier HIER erklärt.
Für eine umfangreichere Diagnostik ist es nicht besonders zuträglich, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Untersuchungen nur in begründeten Einzelfällen bezahlen , z.B. die Vitamin D Messung nur bei Verdacht auf Rachitis/Osteomalazie (Knochenschwund).
Dabei wäre es auf lange Sicht viel günstiger, einen niedrigen Spiegel frühzeitig zu entdecken, bevor der Mangel so schwer geworden ist, dass sich daraus eine Krankheit entwickelt.
Ich möchte anhand der Nährstoffe Vitamin D und Jod beispielhaft zeigen, dass auch Menschen in Deutschland sehr wohl unter Nährstoffmängeln leiden können.
In der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS 1) vom Robert Koch-Institut aus dem Jahr 2019 wurde im Winter bei 52,0 % der Menschen in Deutschland ein nicht ausreichender Vitamin D Spiegel gemessen, wobei ein Wert ab 20 ng/ml - der aus präventivmedizinischer Sicht als viel zu niedrig angesehen wird - schon als ausreichend gewertet wurde.
Laut der Nationalen Verzehrsstudie aus dem Jahr 2008 unterschreiten 82% der Männer und 91% der Frauen die Empfehlung für die Vitamin D-Zufuhr, insbesondere junge Erwachsene und
Senioren.
Nicht viel besser sieht es zum Beispiel bei Jod aus.
Bei der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2), aus dem Jahr 2019 vom Robert Koch-Institut wurde festgestellt, dass 58 % der untersuchten Kinder und Jugendlichen eine Jodmangel aufwiesen.
Wenn man sich anschaut, welche Funktionen Vitamin D und Jod im Körper erfüllen, sind diese Ergebnisse alarmierend.
Nahezu jede Zelle hat einen Vitamin D-Rezeptor. Vitamin D ist unter anderem beteiligt an der Regulation des Calciumhaushaltes, des Immunsystems, des Blutdrucks, der Knochenmineralisierung der Zellteilung und der Regulation von über 200 Genen.
Jod wiederum ist für die Synthese der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) und damit indirekt an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt wie z.B. am Körperwachstum, an der Proteinbiosynthese, der Zellteilung sowie am Kohlenhydrat-, Eiweiß und Lipidstoffwechsel. Zudem wird diskutiert, ob ein Jodmangel an der Entstehung von Brust-, Eierstock- oder Prostatakrebs beteiligt sein könnte.
Wird zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt, wie es zum Beispiel in Deutschland bei 5 von 100 Menschen der Fall ist, lohnt sich also immer auch ein Blick auf die Jodversorgung.
Stattdessen ist es gängige Praxis, L-Thyroxin, ein synthetisches Schilddrüsenhormon zu verschreiben, welches oft dann dauerhaft eingenommen werden soll, ohne vorher zu prüfen, ob eventuell ein Jodmangel besteht (oder ein Mangel der Cofaktoren Eisen, Vitamin A, Zink, Selen und der Aminosäure L-Tyrosin).
Welche Beschwerden Nährstoffmängel verursachen können, leitet sich von der Funktion des jeweiligen Stoffes im Stoffwechsel ab. Daher ist es wichtig, die Beteiligung der Nährstoffe an den Stoffwechselwegen zu kennen und zu wissen, welche Symptome durch einen Mangel entstehen könnten.