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chronisches Erschöpfungssyndrom ME / CFS

Erschöpfung, die das Leben verändert

Das Chronische Müdigkeitssyndrom, auch bekannt als ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Erschöpfungssyndrom, ICD-10: G93.3), ist eine komplexe und oft missverstandene Multisystemerkrankung, die das Leben der Betroffenen in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt. Die Erkrankung kann sowohl schleichend als auch schlagartig einsetzen.

Mehr als 3/4 der Patienten erkranken nach einem vorangegangenen Infekt. Es sind schätzungsweise eine Viertelmillionen Menschen in Deutschland davon betroffen, wobei dreimal mehr Frauen als Männer erkranken. Es wird vermutet, dass die Dunkelziffer weit höher liegt, insbesondere, da zahlreiche Menschen am Post-COVID-Syndrom leiden, bei dem ähnliche Mechanismen vermutet werden. Die Summe der gravierenden Beschwerden und Symptome, die mit ME/CFS verbunden sind, macht diese Erkrankung zu einer der Krankheiten mit der niedrigsten Lebensqualität überhaupt.

Symptome von ME/CFS

ME/CFS ist durch eine anhaltende und unerklärliche Erschöpfung gekennzeichnet, die sich nicht durch Ruhe oder Schlaf bessern lässt. Neben dem Leitsymptom einer nicht verhältnismäßigen Erschöpfung nach Belastung (die sogenannte post exertional malaise) können noch zahlreiche weitere Symptome vorliegen, die die Lebensqualität von Betroffenen stark einschränkt.

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  1. Extreme Erschöpfung

    Ein anhaltendes Gefühl der Erschöpfung, das über sechs Monate oder länger anhält

  2. Kognitive Beeinträchtigung

    Auch als "brain fog" bekannt, äußert sich dies durch Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und verlangsamtes Denken.

  3. Schlafstörungen

    Schlaflosigkeit, unruhiger nicht erholsamer Schlaf.

  4. Schmerzen und Muskelschwäche

    Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und allgemeine Muskelschwäche.

  5. Licht- und Geräuschempfindlichkeit.

    Oftmals besteht eine Hypersensibilität gegen Licht und Geräusche.

  6. Störungen des vegetativen Nervensystems

    ...sind häufig und können sich z.B. in Form von Blasen- und Darmfunktionsstörungen sowie von Kreislaufstörungen wie einem POTS (Posturales Orthostatisches Tachykardie-Syndrom) äußern.

  7. Andere unspezifische Symptome

    Halsschmerzen, Kopfschmerzen, anhaltende Grippe-ähnliche Symptome, Verdauungsprobleme und chronisch geschwollene und/oder schmerzhafte Lymphknoten.

Diagnostik von ME/CFS

Die Diagnose von ME/CFS ist oft eine Herausforderung, da es keinen spezifischen Labortest oder bildgebenden Verfahren gibt, um die Erkrankung eindeutig zu identifizieren. 

Häufig haben Betroffene bereits zahlreiche Arztbesuche hinter sich, die mithilfe der schulmedizinischen Standarddiagnostik keinerlei Auffälligkeiten gezeigt haben.

Leider ist das Krankheitsbild vielen Ärzten nicht oder nicht hinreichend bekannt, da es noch nicht in die Lehrbücher der Universitäten aufgenommen wurde.

Es gibt aber mittlerweile bestimmte Laborwerte, die bei einem Großteil der Betroffenen in bestimmten Stadien der Erkrankung auffällig sind wie z.B. bestimmte Autoantikörper gegen Rezeptoren des vegetativen Nervensystems, Veränderungen von Zytokinmustern und Immunglobulinen. Auch ein verminderter intrazelullärer ATP-Spiegel, ein verminderter Glutathionspiegel und ein verminderter BHI (zellulärer Funktionstest zur Identifikation mitochondrialer Funktionsstörungen) sind Beispiele für Werte, die diagnostisch auffällig sein können.

Als Diagnosekriterien gelten die sogenannten kanadischen Kriterien, die verschiedene Bereiche umfassen wie das Maß der Erschöpfung, Schlafstörungen, Schmerzen, kognitive Manifestation, immunologische Manifestation etc.
Zudem kann anhand des Bell-Scores die durch die Erkrankung ausgelösten Einschränkungen ermittelt werden.

Die finale Diagnose kann erst erfolgen, wenn andere Erkrankungen, die eine Fatigue auslösen können, ausgeschlossen werden.

Therapiemöglichkeiten bei ME/CFS

Das Ziel einer Therapie sollte immer eine Beseitigung der Ursachen sein. Diese sind jedoch bei ME/CFS nach wie vor nicht geklärt. Die Forschung geht mittlerweile von einer immunologischen Fehlsteuerung nach einer Virusinfektion aus. Auch eine chronische Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus scheint eine mögliche Rolle zu spielen.

Die Behandlung von ME/CFS sollte einen ganzheitlichen und individuellen Ansatz umfassen, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Dazu gehören unter anderem:

  1. Pacing

    Pacing ist eine Technik, bei welcher der Lebensstil an die individuelle Belastungsgrenze angepasst wird. 
    Das Bedeutet, dass Aktivitäten nur im Rahmen der zur Verfügung stehenden Energiereserven vorgenommen werden, z.B. in Form von dosiertem Gehen oder das Erledigen von alltägliche Aufgaben mit einer anschließend ausreichenden Ruhepause.

  2. Optimierung der Mitochondrienfunktion:

    Mitochondrien sind die "Kraftwerke" unserer Zellen. Die Optimierung ihrer Funktion kann dazu beitragen, die Energieproduktion zu steigern.

  3. Ernährungsumstellung

    Eine gesunde, antientzündliche und basenüberschüssige Ernährung kann dazu beitragen, den Körper zu entlasten, Entzündungsprozesse zu minimieren und das Energielevel zu steigern. Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollten ermittelt und Trigger gemieden werden.

  4. Orthomolekulare Therapie

    Nährstoffdefizite sollten ausgeglichen und die Werte wie z.B. Vitamin B12 eher in den oberen Referenzbereich gebracht werden. 
    Zudem kann die Gabe von Antioxidanzien oxidativem Stress entgegenwirken und Zellschäden verringern. Omega-3-Fettsäuren können die Zellmembran stabilisieren, Entzündungsprozesse verringern die Fließeigenschaften des Blutes verbessern. Bestimmte phytotherapeutische Tinkturen können die EBV-Viruslast senken. Dies sind nur einige Beispiele von Substanzen, die in der orthomolekularen Therapie zum Einsatz kommen können.

  5. Entgiftung

    Einige Menschen mit ME/CFS spüren eine Verbesserung der Beschwerden durch Entgiftungsmaßnahmen, da das körpereigene Entgiftungssystem entlastet wird und Entzündungsherde ausheilen können.

  6. Umweltmedizinische Zahnsanierung

    Zahnherde wie wurzelbehandelte Zähne oder Zähne, die mit toxischen oder allergieauslösenden Werkstoffen gefüllt sind, können wesentlich zur einer entzündlichen Situation im Körper beitragen. 
    Diese Herde gilt es, zu lokalisieren und umweltzahnmedizinisch behandeln zu lassen.

  7. Verbesserung der Schlafgewohnheiten

    Der Schlaf ist von fundamentaler Bedeutung für die Regeneration des Körpers. Eine regelmäßige Schlafroutine, die Optimierung der Schlafbedingungen (Temperatur, Abdunkelung, Belüftung, Lärmschutz etc.) sowie ggf. der Einsatz von Substanzen wie z.B. Melatonin sind Basismaßnahmen der CFS-Therapie.

  8. Psychohygiene

    Traumata, psychisch belastende Situationen und toxische Beziehungen belasten den Körper und können den Heilungsprozess erschweren. 
    Traumata sollten begleitet aufgearbeitet- und belastende Situationen nach Möglichkeiten gelöst werden.
    Doch auch die Krankheit selbst mit all Ihren Einschränkung und Unsicherheiten kann in Folge zu Angst und Depressivität führen. 
    Hier kann eine begleitende psychosoziale Unterstützung hilfreich sein. 
    Wichtig ist zu betonen, dass die Krankheit selbst nicht rein psychologischen Ursprungs ist. Viel zu oft werden Patienten mit Ihren Beschwerden nicht Ernst genommen und es wird vorschnell eine rein psychische Diagnose gestellt. Dies wird der Komplexität der Erkrankung und vor allem der Patienten nicht gerecht! 
    Das Erlernen von Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen, autogenem Training oder leichtem Yoga sind ebenfalls ein wichtiger Baustein der CFS-Therapie.